Hä? Wie jetzt? Rosalie ist deutlich verwirrt.
Linienmaschine aus Aurora
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Die dicke Busfahrerehefrau bemüht sich sichtlich Rosalie dazu zu bringen, sich zu setzen. Sie würde sich ungern eine "Kundin" aus dem zahlungskräftigen Ausland entgehen lassen. Nur wie kann sie ihr Anliegen vermitteln, wie schafft sie es, dass ihr das vermeintlich "dicke Trinkgeld" nicht durch die Lappen geht.
Sie dreht sich um und holt eine Flasche mit einem Softdrink aus ihrer Kühlbox. Vielleicht hat die Dame ja Durst und findet dadurch gefallen, an den hinteren "Exklusiv-Sitzen", die von der dicken Busfahrerehefrau halb legal "verwaltet" werden, um das spärliche Busfahrergehalt ihres Gatten aufzubessern.
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Also wie jetzt? Aufstehen? Setzen? Und jetzt gab es etwas zu trinken? Das war ja hier wie in einer Bar! Bar? Rosalie schaute die Frau mit ihrer Flasche an.
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Ein Neffe dritten Grades der dicken Busfahrerehefrau, der sowieso nichts zu tun hat und den ganzen Tag am und im Bus herumlungert, bekommt die Situation mit. Da er heimlich astorische Serien schaut, kann er ein paar Fetzen albernisch. Er tritt an die beiden Frauen heran und versucht umständlich zu vermitteln.
Juh sitt, evrissing oke. Juh leik ä Drink? Juh ar gest. Sitt daun und endschoi! -
Rosali versuchte, das, was der junge Mann da sagte, zu sortieren. Und wenn sie es richtig versuchte, dann war das wohl ein Versuch, an Dollar heranzukommen. In Rosalies Reiseführer stand so etwas. Da ging es ihnen zu hause deutlich besser.
Sie setzte sich erstmal wieder und fragte: "How much?" -
Der Junge Mann wusste aus Erfahrung, wie er den Zielgruppen entsprechend auftreten muss. Jung, hübsch, westlich… hier musste er charmant und großzügig auftreten.
No No, noßsing matsch. Sitt daun, feel good!
Er lächelte und hoffte auf ein sehr großzügiges Trinkgeld. -
"For the drink?" Das wäre dann wieder erstaunlich. Oder war es hier auch so, das Exosphärische auf Kosten der Königin ... Stop! Hier gab es keine Königin. Auf Kosten der ... des ... von ... wem auch immer.
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Ah, ße drink. Gif watt ju want! Endschoi!
Er lächelte noch freundlicher. -
Rosalie kramte einen Eindollarschein aus ihrer Tasche und reichte ihn der Frau.
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Die Frau nahm den Schein dankend an, steckte ihn schnell weg und ließ sich nicht anmerken, dass sie den Betrag leicht mickrig fand. Aber die Fahrt ist ja lang, sehr lang.
Ah, muchas Gracias!
Währenddessen fuhr draußen ein moderner und klimatisierter Reisebus entlang, auf dem groß "COSTA NORTE DIRECTO" stand. In kleinen Buchstaben darunter "autobús turístico". Das bunte und moderne Design des Buses wurde ergänzt durch Schriftzüge der Destinationen; "Costa Salvaje - Comistad - Playa Alto - Playa Solo - Costa Solo - Playa Torano - Punta Oeste". Der Bus verschwand in den engen Straßen in Richtung Schnellstraße... -
Tja, weg war weg. Und das hier sicher spannender.
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Bis auf die hinteren Luxusplätze war der Bus mittlerweile übervoll belegt. Langsam fuhr der Fahrer an, während noch letzte Passagiere aufsprangen. Mit einem etwas ungesund klingenden Motorgeräusch setzte sich der Bus in Bewegung und lenkte gemächlich auf die Straße in Richtung der westlichen Vorstädte zu.
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Rosalie schaute aus dem Fenster. Irgendwie war das hier alles gründlich anders als daheim.
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Nach einer mehrstündigen Fahrt über sämtliche Dörfer und dorfähnliche Gebilde entlang der Nordküste gelangt der Bus langsam nach Playa Solo/Costa Solo.